Boriska (Greta)

aus Ungarn

geboren 2002 - 24.07.2012

Mischling

Nach nur 4 Monaten Kennenlernen eines Zuhauses mussten wir schon wieder Abschied von Greta nehmen. Gern hätten wir ihr wesentlich mehr Zeit gegönnt, aber viel zu viele Tumore ließen dies nicht zu.

Greta, ich hoffe, dass du dort, wo du jetzt bist, endlich alles schön hast und glücklich bist !

Greta war groß, mächtig und kräftig (ich nannte sie oft "mein Schlachtschiff"), aber ein liebes, zartes und vorsichtiges Seelchen. 
10 Jahre kannte sie nur das Tierheimleben in Ungarn und nach Überlegungen, ob wir ihr etwas Gutes oder sogar keinen Gefallen tun, machte sie sich auf die weite Reise nach Deutschland in die für sie vollkommene Fremde. Die erste Aufregung war gleich bei der Abholung, Greta wurde ausgeladen, sie war total durch den Wind und nahm so gut wie nichts war (nicht tragisch und normal). Wir verabschiedeten uns vom Fahrerteam und standen dann nach einer kurzen Pinkelrunde vor der Frage "Wie bekommen wir diesen großen, schweren und fremden Hund ins Auto?". Ehrlich gesagt, hatte meine Freundin und ich schon Bedenken, sie einfach hinein zu hieven (hochheben ging nicht, dazu war sie zu groß und zu schwer). Von selbst wollte sie nicht ins Auto, sie weigerte sich. Angst vor einem Biss war vorhanden, am Rasthof konnten wir aber auch nicht stehen bleiben. Also Augen zu, beherzt zu greifen, sie mit vereinten Kräften ins Auto bugsieren und großes Aufatmen mit dicken Schweißperlen, als sie endlich drin und die Klappe zu war (werd ich nie vergessen). Am ersten Tag wäre sie wohl am liebsten wieder zurück in ihr gewohntes Umfeld, dann gewöhnte sie sich schnell ein und fing an das Leben zu genießen. Greta wollte nur gefallen und alles richtig machen, es war oft sehr rührend sie dabei zu beobachten. Mehr und mehr schloss sie sich mir an und hatte sogar Respekt vor dem, im Verhältnis zu ihr, kleinen Benny. Nur mit den Katzen konnte sie sich bis zum Ende nicht anfreunden und auch nicht mit kleinen Hunden. Aber im Lauf der Zeit fanden sich immer mehr Lösungen und neue Wege, um ein Zusammenleben für alle halbwegs gut zu gestalten. Vor meinen Katzen ziehe ich allerdings den Hut, dass sie das alles so gut mitgemacht und mir die teilweise Separation nicht übel genommen haben. Greta akzeptierte Grenzen, geriet nie in den Wahn, einer Katze hinterher zu jagen. Trotzdem war es ziemlich schwierig, die trügerische Sicherheit auch den Katzen klar zu machen. Wer leichtsinnig wurde, landete in ihrem Maul (Macao) oder geriet in die Gefahr (Jamila, die sich jedoch heftig wehrte). 
Greta war erstaunlicherweise vom 1. Tag an stubenrein (kannte sie nicht), auch an der Leine lief sie, als würde sie nichts anderes kennen. Ohne Leine blieb sie mit der Zeit von selbst in der Nähe und wartete wie selbstverständlich von selbst. Musste ich manchmal zurück, weil Benny aus einem Gebüsch überhaupt nicht mehr heraus kam, und Greta "keine Lust" hatte, den ganzen Weg wieder zurück zu laufen, blieb sie einfach an Ort und Stelle stehen bis wir zurück waren. Darauf konnte ich mich blind verlassen. Ebenso konnte ich mich darauf verlassen, wo sie ihre Geschäfte erledigte. Immer an den gleichen Stellen, egal wie eilig es war oder nicht. 
Es gab oft Situationen, die mir zeigten, wie lernfähig Greta war, dass auch ein Hund, der sein ganzes Leben nichts kennen lernte, so viel annimmt, akzeptiert und schnell umsetzt. Eben das vorher Beschriebene (Warten, Geschäft machen usw.). Gerade bei den Katzen gab es die letzten Wochen für Greta quasi ein festes Programm/Ritual: Ich kam mit der Leine, sie meinte erst "Ui, toll, Gassi", merkte, es geht nicht Gassi, sondern zurück ins Wohnzimmer. Sie ging von selbst auf ihre Matratze, setzte sich, rutschte sich noch einmal mit ihrem dicken Popo zurecht/bequem, ich leinte sie an, sie guckte nach, ob sie denn schon angehängt ist und dann gebannt Kopf und Augen vor Richtung Wohnzimmertür... "Wo bleiben diese Katzen???" Ich nannte dieses Ritual dann immer "Gretas Katzenkino", denn von da an hatte sie zu tun, um alle Katzen auch gleichzeitig im Auge zu haben (auf den Fotos unten zu sehen).
Greta hatte anfangs mit Leckerchen und auch Futter etc. gar nichts am Hut. Nach dem Motto "Was ich nicht kenn, das fress ich nicht". Recht schnell hat sie aber gemerkt, dass es doch vieles gibt, das schmackhaft ist. Ob Futter, Leckerchen, Brot, Obst, Gemüse, Nudeln usw., es wurde alles begeistert genommen, probiert und genossen. 
Greta war sicher keine klassische Schönheit, was ihre Vermittlung so gut wie unmöglich machte. Aber sie hatte sehr viel Ausstrahlung und war beeindruckend in ihrer Art. Viele Menschen hatten Angst vor ihr, wenn wir unterwegs waren. Aber es gab auch Menschen, die sie toll fanden, einfach betitelt als "Endlich mal wieder ein ordentlicher und toller Hund!"
Ich könnte noch vieles schreiben, viele Kleinigkeiten, viele Situationen über und mit Greta. Es waren nur 4 Monate, aber diese 4 Monate waren voller Leben und sie beeindruckte mich mit ihrer Souveränität und innerer Ruhe (bis auf Katzen und kleine Hunde).
Schon bei ihrer Übergabe fühlte ich durch Zufall ein tennisballgroßes "Ding" in ihrer Halshaut, das ab da an ständig unter Beobachtung stand, sich aber nicht veränderte und keine Probleme machte. Nach ca. 2 Monaten nach ihrer Ankunft bemerkte ich Knubbel in ihren Milchleisten, die schnell wuchsen. Der anfängliche Verdacht von Tumoren hat sich dann schnell zerschlagen, es war eine Scheinträchtigkeit mit starker Ausbildung der Milchleisten (sie war läufig als sie ankam). Erstes Aufatmen war leider trügerisch. Nach einem weiteren Monat begann sich der Tumor an der Kehle zu verändern, wuchs stark und störte Greta erheblich. Sie fing an zu schlecken. Die Tierklinik gab dann eine niederschmetternde Diagnose: Greta ist total verkrebst, mindestens 10 Tumore in den Milchleisten, der Tumor an der Kehle ist ein Krebs, der durch viele Adern und Blut enorm genährt wird - insgesamt alles inoperabel, wobei die Gesäugetumore eher zweitrangig waren. Problem war Greta vom Schlecken abzuhalten. Durch die Größe und das Gewicht sackte der Tumor auf Brusthöhe ab, so dass sie mit einigen Verrenkungen ran kam. Die ersten Tage schafften wir noch mit Tüchern, Schals, Shirts, dicken Halskrausen. Sie hat aber alles probiert und fand dann keine Ruhe mehr, hat sich erst ein kleines Loch hinein geschleckt, das schnell größer und tiefer wurde. Nach weiterer Rücksprache mit der Tierklinik blieb leider nur ihre Erlösung. Innerhalb von wenigen Tagen hatte sich dieser Tumor nochmals erheblich vergrößert und stand kurz vor dem Platzen (Greta wäre dann verblutet).
Die Einschläferung von Greta war furchtbar, sie wollte leben und niemand konnte ihr dabei helfen.

Juni 2012:

Melone schmeckt Greta

  

 

Greta beobachtet die Katzen

 

Mai 2012:

Benny machte es sich auf Gretas Matratze bequem.
Schließlich hat sie sich dann einfach dazu gesetzt bzw. gelegt

 

 

April 2012:

 

 

Greta ist zu Besuch in der Arbeit

 

März 2012:

 

 

 

Boriska (Greta) kommt am 24.03.2012 an:

 

 

 

Boriska kam als Welpe im Alter von ca. 8 Wochen in eine Auffangstation in Ungarn und lebt seitdem dort. 
Seit 10 Jahren (!!!!), ihr ganzes Leben lang !!
Boriska, die für mich ausschaut wie eine "Greta" (oder Gretel), habe ich vor nicht ganz 1 Jahr durch eine Tierschutzhilfe gesehen und habe sie nie vergessen können. Nachdem mein Lorenzo am 04.02.2012 für immer gegangen ist, hatte ich wieder einen Platz frei. Ich bekam von vielen Seiten Vorschläge für alte Hunde, die ein Zuhause brauchen. Auch Neufundländer waren dabei und ich überlegte ernsthaft, ob ich nicht wirklich wieder einen Neufi aufnehme, da ich jetzt wohnlich wieder die Voraussetzung habe. Leider gab es aber keine alten Neufis und diese eine alte Hündin aus Ungarn hatte ich nach wie vor im Hinterkopf. Also habe ich Kontakt zum Verein und zum Vermittler aufgenommen, mich vorgestellt und gemeinsam überlegt, ob wir einen Umzug mit dem dazu gehörenden Stress der alten Dame noch zumuten sollten, natürlich auch, ob wir zu ihr passen und umgekehrt. Recht viel Zeit wird sie wohl nicht mehr bei uns verbringen können (wobei ich ihr natürlich noch viele schöne Jahre wünsche), aber sie soll wenigstens noch erleben dürfen, was sie überhaupt nicht kennt: 
Wie sich ein richtiges Zuhause anfühlt !! 
Es ist warm, trocken, ruhig, sie bekommt Zeit und Aufmerksamkeit und natürlich Liebe. 

 


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