World Dog Show Milano am 25.06.2000    –   und K.C. mittendrin

Milano lag sozusagen "vor der Haustür", also gab es für mich kein Halten und K.C. und Julie wurden noch im Dezember gemeldet. Bis Juni ist's ja noch sooo lang, allerdings verflog die Zeit dann doch im Nu. Die letzten Wochen kam, zumindest bei uns, doch Nervosität auf; und diese letzten Wochen vergingen wie im Flug mit den letzten Vorbereitungen. Mit dieser Ausstellung verbanden wir gleich einen Besuch bei K.C.'s Züchtern (Fam. Salina) in der Schweiz.

Am 22.06. ging's dann los, Nonstop Beerbach – Bern (die erste Etappe von insgesamt über 1700 km). Der Himmel hatte sich nach diesen heißen Wochen endlich mal zugezogen, so dass wir bei milden Temperaturen fahren konnten, was sehr angenehm war. Julie war leider dermaßen abgehaart, so dass ich sie zu Hause ließ. In Bern fand sich K.C. sehr schnell wieder in das Fairweather-Rudel ein, überhaupt benahm sie sich dort wie zu Hause (na ja, war es ja auch mal). Sie legte sich gleich in die Küche und wollte gar nicht mehr mitkommen (sonst folgt sie mir in fremder Umgebung auf Schritt und Tritt). Dieser Donnerstag verlief dann sehr gemütlich mit viel Freude über unser Wiedersehen, endlich mal wieder richtig "ratschen" ohne hohe Telefonrechnung.

Am nächsten Tag ging's erstmal los mit Frühstück am Bett (dafür bin ich immer zu haben). Wieder ein gemütlicher Tag? Von wegen! Jetzt ging die Arbeit los, Giorgio und ich badeten, fönten und kämmten alle Hunde äußerst gründlich – und uns - jedes Haar saß perfekt. Auch in Bern spürte man die Aufregung auf den kommenden Sonntag, das Telefon stand nicht still, Thema war immer wieder: Milano.

Samstag früh brachen wir dann in einem Konvoi von 4 Autos nach Milano auf. Die Fahrt war ziemlich rasant, der italienische Fahrstil ist doch sehr gewöhnungsbedürftig. Da wir den Weg ja nicht kannten, blieb uns nur eines übrig: hinterher, was das Auto hergab. Mit der Zeit gewöhnte ich mich an dieses Highspeedtempo und es machte mir nichts mehr aus. Schneller als ich vorher dachte, waren wir in Pavia, einem Vorort von Milano. Im Hotel (sehr schön und erstaunlich niedrige Preise) angekommen, wurden erstmal alle Hunde versorgt, bevor jeder unter die Dusche hüpfte und sich umzog. Schnell noch jeden begrüßen, der vorher schon in Pavia war und los ging's mit der Hundepflege. Giorgio Salina hatte für uns einen professionellen Hundefriseur (Umberto Lehmann) besorgt und ihm zuzusehen, war wirklich sehenswert. Umberto Lehmann verstand wirklich sein Handwerk. Mit Schnelligkeit, aber peinlichster Genauigkeit, brachte er den letzten Feinschliff an die eh schon sehr gepflegten und schönen Hunde. Überrascht war ich, wie wenig er an den Hunden geschnitten hat. Es war äußerst interessant, wie er mit kleinen, feinen Schnitten von wenigen Millimetern z.B. einem Kopf Ausdruck gab, wie er bestimmte Körperstellen damit betonen konnte. Es wird immer soviel darüber geredet und geschimpft, dass die italienischen Hunde "in Form geschnitten" werden, dass sie modelliert sind, dass ihnen Winkelungen geschnitten werden, die nicht vorhanden sind etc., was ich teilweise wirklich schon erlebt habe. Hier sahen wir alle, dass dies bei diesen Hunden nicht so war. Es war auch gar nicht nötig, alle in Pavia anwesenden Hunde waren sehr schön, bei ihnen musste man nichts hinschneiden, was nicht sowieso vorhanden war. Lediglich trockene Haarspitzen oder zu langes und dünnes Fell wurde gekappt – wie bei uns auch. Speziell wir Deutschen sahen Umberto Lehmann extrem auf die Finger, um nichts zu verpassen, um den einen oder anderen Tip später selbst umzusetzen (zu versuchen). Für den Abend hatte Erminio Avanzi ein wunderbares 5-Gänge-Menü in einem Restaurant organisiert. Hierbei trafen wir dann noch Finnen (u.a. den Vorstand des Finnischen Neufundländerklubs), Ungarn und 2 amerikanische Richterinnen, also insgesamt eine sehr internationale Gesellschaft, die in diesem festlich gedeckten Nebenraum saß und in allerbester Laune alles genoss. Ein rundum gelungener Tag und Abend, der viel zu schnell verflog. Am nächsten Morgen war ja "die" Ausstellung und dies trieb uns dann doch ins Hotelbett, so schön und gemütlich es auch war und so gerne wir alle noch geblieben wären.

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Am Sonntagmorgen holte uns Erminio Avanzi ab und wir fuhren in einem großen Konvoi nach Milano zur Messe. Hierbei mussten wir uns auch wieder dem "italienischen Fahrstil" anpassen, der z.B. auch keine roten Ampeln kennt... Zwar schon frühzeitig an der Messe, war hier schon allerhand los, irgendwie suchte jeder einen Parkplatz und fand ihn dann auch. Die Messehalle war sehr gut klimatisiert (optimal für unsere Hunde und uns) und sehr groß, so dass keiner Platzprobleme hatte. Die Ringe waren mit einem blauen Teppichboden ausgelegt und mit Fahnen geschmückt, alles sehr schön, lediglich hätte ich mir die Ringe eine Spur größer gewünscht. Inmitten dieser italienischen Gesellschaft beobachtete ich dann die Betriebsamkeit und die Vorbereitungen für den Auftritt im Ring. Auch hier war allerdings nichts davon zu sehen und zu spüren, was übertrieben oder unschön gewesen wäre. Einzige Ausnahmen waren die Föne, die wir in Deutschland nur zu Hause haben, und nicht mit zur Ausstellung bringen, und die Kämmtische, die bei uns erst in kleiner Anzahl auf die Ausstellungen mitgenommen werden. Nicht anders als bei uns wurden die Hunde lediglich gekämmt. Einige, bei denen das Fell nicht so lag, wie es sollte, wurden mit reinem Wasser (es war wirklich reines Wasser, keine Zusätze – wie es oft heißt!) besprüht und dann wurde nur das Fell in Form gefönt. Kein Hund wurde "aufgeblasen", um ihm mehr Volumen ins Fell zu geben. Die ganzen Vorbereitungen – in Bern, in Pavia und auch hier auf der Messe – waren vollkommen korrekt und in keinster Weise anstößig oder schlecht für die Hunde. Auch gingen die Italiener in einer sehr liebevollen Art mit ihren Hunden um. Wie auch bei uns immer mehr zu sehen, ruhten die Hunde in ihren Käfigen, sie hatten immer frisches Wasser zur Verfügung und trotz Klimaanlage stellten viele Aussteller einen Ventilator hinter den Käfig für die Frischluftzufuhr (wo sieht man das bei uns, wenn die Hunde hechelnd irgendwo liegen?). Alle Hunde lagen entspannt und ruhig in ihren Boxen, bis sie dran kamen.

Als ich K.C. für den Ring vorbereitete, bekam ich den einen oder anderen Tip, ob nun von bekannten oder von fremden Menschen, aber alles gutgemeinte Tips; wurde auf K.C. angesprochen, sie wurde begutachtet, wurde für schön befunden, wurde fotografiert etc. Bis hierhin war ich noch sehr ruhig und locker, und genoss einfach die ganze Atmosphäre, spähte mal hierhin und mal dorthin, sah mir all diese bekannten italienischen Neufundländer und Züchter/Besitzer an, die ich nun zum Großteil zum ersten Mal erlebte. Aber jetzt wurde ich doch sehr nervös, zumal K.C. eigentlich in der Jugendklasse gemeldet war, aber in die Zwischenklasse eingeschrieben wurde und dies auch nicht mehr geändert werden konnte. Ich hatte keine großen Erwartungen, denn für die Zwischenklasse war sie definitiv mit ihren gerade mal 15 Monaten zu jung – sie war dann auch die jüngste Teilnehmerin in ihrer Klasse. Ein Riesenproblem sah ich im Ring auf mich zukommen: Ich hatte mir eine große Blase gelaufen (ausgerechnet jetzt!), die sehr weh tat. Wie heißt Pflaster auf italienisch? Barfuss bin ich von einem zum anderen gelaufen und habe nach einem Pflaster gefragt. Der erste rettende Engel war Frau Welzbacher, die mich somit erlöste. Später bekam ich am anderen Fuß noch eine Blase, so dass ich wieder auf die Suche nach einem Pflaster gehen musste. Diesmal war der rettende Engel Frau Greisler. Auch hier hatte ich was gelernt: nie ohne Pflaster auf Ausstellungen gehen! Trotzdem hatte ich in den Schuhen große Schwierigkeiten, so dass ich erstmal barfuss blieb. Bevor K.C. und ich in den Ring mussten, zog ich die Schuhe wieder an – oh weh, wie sollte ich da laufen können?! Im Ring jedoch waren die Blasen sofort vergessen, dafür war die Nervosität umso mehr wieder da. Natürlich übertrug diese sich auch auf K.C., sie war zwar sehr brav, hatte aber die Rute ziemlich eingeklemmt. Aber es ging trotzdem alles relativ gut, nur wollte meine K.C. nun nicht laufen. "Nein, wieso soll ich mich denn hier abhetzen, wenn's doch auch gemütlich geht", scheint sie sich wohl gedacht zu haben. Da konnte ich mich bemühen wie ich wollte, sie blieb dabei, langsam und gemütlich trotten ist besser.... Egal, dem Richter schien sie trotzdem so gut gefallen zu haben, dass er sie trotzdem platzierte: sie kam auf V4 – und das für mich überraschend.

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Unsere deutschen Hunde schnitten bei diesen überwiegend italienischen Hunden eigentlich sehr gut ab. "Incredible Hulk vom Trieberg" schied erst als einer der letzten vor der Platzierung aus (er konnte sich in dieser Konkurrenz absolut sehen lassen!). Die weiß-schwarze "Kalypso vom Riesrand" wurde beste Hündin, "Little Bay's Autumn Fire" erreichte das V2 und meine Fairweather's Always in Your Mind (K.C.) erreichte das V4, beide in der Zwischenklasse. Wie ich finde, sind das doch beachtliche Ergebnisse in dieser großen, italienisch geprägten Konkurrenz!

War schon bei jeder Platzierung eine Traube von Menschen um die Ringe herum, ein Gejohle und Applaus, so kam am Ende, als es um die Wahl des Weltsiegers ging, doch das italienische Temperament mit voller Wucht heraus. Es wurde sehr spannend. "Cayuga Ike Marshall of Bonaventura" – der Gewinner der Championklasse Rüden, im Besitz von Manlio Massa – trat gegen den Jugendweltsieger "Fairweather's A Great Pretender" – im Besitz von Giorgio Salina und Erminio Avanzi, vorgeführt von Erminio Avanzi – an. Wie schon in Offenburg (wer dort war und sich erinnert, dass er auch dort mit fast 1 Jahr das BOB lief) ist dieser Jungrüde ein Bild von einem Neufundländer – und gewann auch diesmal wieder. Uff, jetzt brach das Temperament vollends durch. Massa/Avanzi, entschieden von Avanzi, wer die Fehde kennt, kann sich vorstellen, was nun los war. Ronald Pemberton musste nun die Wahl zwischen der Besten Hündin (Kalypso vom Riesrand) und dem Besten Rüden (Fairweather's A Great Pretender) treffen, was nicht mehr sehr schwer war – und das BOB bekam "Fairweather's A Great Pretender" – und das mit knapp 15 Monaten!!! Wieder brach das italienische Temperament durch, aber auch das der anderen Nationalitäten, und es wurde einfach nur ohrenbetäubend laut. Erminio Avanzi hüpfte und sprang durch den Ring (sonst immer sehr beherrscht, brach es bei ihm durch), die Menge tobte und applaudierte, Loredana und Giorgio Salina, ich und ein paar andere, die wir auf den Kämmtischen standen, um besser sehen zu können, führten wahre Freudentänze dort oben auf, ein riesen Geschreie und Gejohle, Giorgio wurde auf den Schultern durch die Menge getragen – im Mund eine dicke Zigarre (am nächsten Tag war dem Nichtraucher schlecht...) usw. usw., es war einfach gigantisch, dies mitzuerleben.

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Später trafen wir Deutschen uns alle zu einem Gruppenfoto vor dem CIT-Stand (italienischer Neufundländerclub). Jedes Gesicht, in das man sah, strahlte und drückte nur Freude über diese wunderbare Ausstellung und diese Eindrücke aus. Die Stimmung und Atmosphäre war einmalig schön.

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Auf der Heimfahrt abends gingen mir viele Gedanken durch den Kopf, hier und an den anschließenden Tagen, ließ ich vieles nochmal Revue passieren, diese ganzen Eindrücke mussten erstmal verarbeitet werden. Auch jetzt bin ich innerlich wieder richtig aufgewühlt, meine Güte, vor 1 Woche (jetzt gerade, wo ich das schreibe) waren wir erst dort, waren mittendrin.

Abschließend muss ich sagen, dass diese 4 Tage einfach nur wunderschön, erlebnis- und lehrreich waren. Das Wiedersehen und die Freundschaft mit K.C.'s Züchtern und ihren Hunden tut mir nur gut, freut mich jedes Mal auf's Neue. Auch hatten sie und Erminio Avanzi uns mit einer so großen Gastfreundschaft empfangen, die Organisation war bis ins Detail einfach nur perfekt, das ist durchaus nicht selbstverständlich, wie ich meine. Die Leute auf der Ausstellung waren alle sehr nett, unkompliziert und hilfsbereit, wir wurden aufgenommen, als ob wir schon immer dazu gehörten. Mit Milano verband ich im Vorfeld, dass ich möglichst viele Neufundländer – speziell in italienischem Besitz – und Aussteller zu sehen bekomme, wozu ich dann ja auch reichlich Gelegenheit bekam. Ich konnte viele Kontakte knüpfen, lernte viele Leute und Hunde kennen. Auch verband ich mit Milano, dass ich endlich mal mein Italienisch gnadenlos testen kann, was mehr oder weniger auch ganz gut ging (ich hatte weniger Probleme, die Italiener vielleicht etwas mehr...). Mit der Erwartung auf eine Platzierung fuhr ich, ehrlich gesagt, gar nicht hin, mir war das "Drumherum" wichtiger. Umso schöner war es dann natürlich doch, auch in dieser Platzierungsreihe stehen zu dürfen.

Natürlich waren nicht alle 197 gemeldeten Neufundländer anwesend, aber bis auf ein paar wenige Ausnahmen war ein Neufundländer war schöner als der andere; ich bedauere in diesem Fall sehr, dass die Platzierungen immer nur bis zum 4. Platz gingen. Viele hätten eine Platzierung verdient, die Entscheidungen waren immer sehr, sehr schwer.

 

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Fairweather's Always in Your Mind (K.C.)

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Fairweather's A Great Pretender (Sam)

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Fairweather Newfoundlands

               

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