Freu(n)de
im Doppelpack
Der
Hund ist der beste Freund des Menschen. Doch gilt dies auch umgekehrt?
Kein Mensch
kann seinem Vierbeiner auf Dauer den Artgenossen ersetzen! Darum wächst die Erkenntnis,
dass zur artgerechten Hundehaltung auch der Zweithund gehören könnte.
Ihren Hund
lernen Sie noch besser kennen, wenn ein zweiter sein Rudel zu Hause erweitert. Sie können
dann interessante und auch unerwartete Verhaltensweisen entdecken, die Sie bei Ihrem
Vierbeiner niemals vermutet hätten. So kann ihr ungestümer Raudi bei einer hübschen
Hundedame zum vollendeten Kavalier werden oder Ihr bisher ruhiger Geselle seine
temperamentvolle Seite entdeckt.
Der Grund ist
klar, denn ein hochsoziales Tier, dessen ganze Mimik und Gestik auf Kommunikation
ausgelegt ist, kann sein differenziertes Verhaltensrepertoire erst dann zeigen, wenn ein
Partner da ist, der es versteht. Ähnlich, wie es Ihnen im Ausland ginge, untergebracht
bei einer Familie mit fremder Sprache, fühlt sich Ihr Hund: Er beherrscht die Sprache nur
bruchstückhaft, kann sich zwar bemerkbar machen, wenn er Hunger und Durst hat, doch seine
Stimmungen und seine Bedürfnisse bleiben manchmal unverstanden. Kein Wunder also, dass es
für ihn nichts Schöneres gibt, als mit einem Artgenossen wild über die Wiese zu toben
und an der Körpersprache genau zu erkennen, was der andere für ein Typ ist und ob er
etwas von ihm will er kann ganz Hund sein.
Doppelte
Arbeit?
Ein zweiter
Hund sollte aber nur ins Haus kommen, wenn der erste schon gut erzogen ist und ein
bestimmtes Alter erreicht hat, also im Wesen gefestigt ist. Ansonsten schaut sich der Neue
viele Unarten ab und Sie haben dann zwei Rabauken, die es zu bändigen gilt. Beherrscht
Ihr Erster den Grundgehorsam, können Sie sich in Puncto Erziehung hauptsächlich auf den
Neuzugang konzentrieren. Sie dürfen aber nicht vergessen, sich auch genauso viel Zeit wie
vorher für Ihren Ersten zu nehmen. Sehr oft sogar hat man mit der Erziehung des Zweiten
weniger Arbeit als beim Ersten, denn der Zweite schaut sich sehr viel vom Ersten ab und
wird von diesem auch mit erzogen (deshalb darf man aber die Erziehung beim Zweiten nicht
sein lassen).
Die
Futterzubereitung ist für zwei Tiere nicht aufwändiger als für eines. Einen eigener
Napf, Halsband, Leine etc. ist für den Neuen natürlich selbstverständlich.
Allerdings muss
für den Neuen natürlich zusätzliche Pflegeeinheiten eingeplant werden.
Die richtige Planung
Ein zweiter
Hund soll ins Haus, doch welcher ist der richtige? Es war bestimmt schon schwierig, den
ersten auszuwählen, nun müssen Sie auch noch den dazu passenden finden. Alles halb so
schlimm, jetzt verfügen Sie schon über eine Menge Erfahrung, wissen, wo Sie bei der
Auswahl des ersten Vierbeiners evtl. genauer hätten hinschauen müssen und können
Informationen besser bewerten. Nachdem Sie zuerst entschieden haben, was es für ein Hund
sein soll, können Sie in aller Ruhe auswählen. Dabei sollten Sie mehr Gewicht auf die
Verträglichkeit der Hunde als auf die Optik legen. Denn nur, wenn die Vierbeiner sich
untereinander gut verstehen, werden Sie Ihre Freude am Hunde-Doppelpack haben. Können die
beiden sich aber nicht riechen, wird der Alltag ganz schön stressig werden.
Die Qual der Wahl
Zuerst müssen
Sie entscheiden, ob Sie ein gleichgeschlechtliches Tier dazu nehmen wollen oder ein
Pärchen bei Ihnen wohnen soll.
Rüde und
Hündin verstehen sich meist sehr gut. Allerdings besteht die Gefahr, dass es Nachwuchs
gibt und Sie sich vielleicht um einige Welpen kümmern müssen so hatten Sie sich
das bestimmt nicht vorgestellt. Einfacher ist die Paarhaltung, wenn einer von beiden
kastriert ist. Auch aus dem Grund, dass selbst wenn man die beiden während der
Läufigkeit gut trennen kann, die beiden doch ganz schön leiden, jammern, versuchen sich
zu befreien, das Fressen verweigern usw. hierfür braucht man gute Nerven.
Das
Zusammenleben mit zwei Rüden ist in der Regel unkomplizierter als allgemein angenommen
wird. Zwar werden die beiden vielleicht den einen oder anderen Streit austragen, doch
dabei spielen Machogehabe und Rituale eine große Rolle, ernsthaft wird die
Auseinandersetzung selten.
Bei Hundedamen
hingegen kann eine Beißerei viel heftiger geführt werden, denn eine andere Hündin im
Haus kann als potenzielle Rivalin angesehen werden.
Auf die Persönlichkeit kommt es an
Haben zwei
Hunde dieselbe Größe oder gehören sie gar der gleichen Rasse an, kann von ähnlichen
Beschäftigungsansprüchen ausgegangen werden. Trotzdem gibt es die seltsamsten
Freundschaften und manchmal macht es einfach "Klick", denn den Tieren ist es
egal, wie der Kumpel aussieht. Allerdings braucht ein mittelgroßer, drahtiger Hund viel
mehr Bewegung als ein kleiner, gedrungener oder einer der Riesenrassen mit viel
Körpergewicht. Damit in diesem Fall jeder auf seine Kosten kommt, muss evtl. getrennt
Gassi gegangen werden.
Wichtig für
das harmonische Zusammenleben ist auch das richtige Alter, trotzdem gibt es keine
pauschale Empfehlung. Der eine Vierbeiner liebt Welpen über alles und würde am liebsten
den ganzen Tag mit einer kleinen Nervensäge spielen. Ein anderer verzieht sich in die
hinterste Ecke, wenn er so einen Winzling erblickt und will seine Ruhe haben, was er auch
zähnefletschend deutlich zum Ausdruck bringt. Gerade einem schon sehr alten Hund können
Sie mit einem sehr ungestümen und nervigem Welpen keinen Gefallen tun, im Gegenteil.
Natürlich leben die "Alten" oft nochmals so richtig auf mit dem jungen Gemüse,
aber das ist ganz individuelle. Ist Ihr "Alter" noch relativ fit und gut in
Form, freut er sich über die Gesellschaft von anderen Hunden, dann kann man gut einen
Welpen ihm anvertrauen. Zieht er sich jedoch immer mehr zurück, sucht seine Ruhe und
möchte auch von Hunden in Ruhe gelassen werden, dann sollten Sie ihn respektieren und
entweder auf den Welpen verzichten oder einen auch schon älteren und somit ruhigeren Hund
als Zweithund aufnehmen.
Vor allem kommt
es aber auch auf das Wesen der Vierbeiner an. Ist Ihrer ein dominanter Typ, der gerne das
Sagen hat? Dann sollte der Zweite lieber ein Vertreter sein, der sich in der Rolle des
untergeordnetem Rudelmitgliedes wohl fühlt, ansonsten sind Reibereien vorprogrammiert und
machen allen das Leben schwer.
Hierarchie im Mensch-Hunde-Rudel
Allen muss klar
sein, dass Sie der Chef des Mensch-Hunde-Rudels sind!!! Sie setzen Grenzen, sind dabei
souverän und eindeutig!
Die Rangfolge
der Hunde untereinander müssen Sie jedoch akzeptieren, auch wenn Ihr Erster plötzlich
der Rangniedere sein sollte. Ihm den Rücken zu stärken, würde nur Anlass für
Streitigkeiten unter den Hunden geben, denn Hunde leben in einer Hierarchie. Wenn jedes
Rudelmitglied seinen Platz kennt, werden Sie viel Freude mit dem Doppelpack haben.
Lassen Sie sich
überraschen, was Ihrem vierbeinigen Gefährten steckt, denn es gibt viel zu entdecken...
Verhaltensregeln
bei zwei und mehr Hunden:
Der ranghöhere
Hund bekommt Privilegien, die ihm (und dem/den anderen) wichtig sind, z.B.
wird er:
- zuerst
begrüßt
- zuerst
gefüttert
- zuerst
gestreichelt
- zuerst zum
Spiel aufgefordert
- den besseren
Liegeplatz bekommen
- vor dem/den
anderen durch die Tür geführt
- vor dem/den
anderen ins Auto gelassen
- bei der
Behauptung seines Ranges nicht getadelt