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Wem gehört der Fernsehsessel?

Dieser Titel mag in die Irre führen. Es geht nämlich ganz und gar nicht darum, das Sitzen von Hunden in Sesseln zu verunglimpfen. Im Gegenteil: das gemeinsame Kuscheln stützt die Bindung zwischen Hund und Mensch. Naja gut, Neufundländer und Mensch in einem Sessel wird schon ein bißchen eng... Das wichtigste Wort in obigem Titel ist "gehört". Ein Problem ist dann entstanden, wenn der Hund zu der Auffassung gelangt: dieser Sessel sei sein Eigentum, gehöre also ihm, woraus er das Recht ableitet, diesen gegen etwaige Besetzungsversuche durch den Mensch zu verteidigen. Das Problem liegt nun nicht allein daran, da der Hundebesitzer nun einen anderen Sitzplatz aufsucht, sondern darin, da sich der Hund anmaßt, im Rudel (hier Mensch-/Hund-Rudel) Entscheidungen zu treffen, die ihm nicht zustehen! In den wenigsten Fällen bleibt es beim Verteidigen des Sessels - der Hund dehnt seinen "Machtbereich" immer weiter aus. Er akzeptiert seinen Besitzer nicht als ihm gegenüber dominantes Rudelmitglied, d.h. eigentlich Rudelchef.

Hunde wollen klare Ein- bzw. Unterordnung von ihrem Rudelchef - und das sind Sie!

Das Leben mit einem wirklich dominanten Hund ist alles andere als witzig und kann letztendlich zu Verletzungen von Menschen führen. Endstation einer Dominanzkarriere ist nicht selten das Tierheim oder der letzte Besuch beim Tierarzt. Jeder Hundehalter sollte deshalb über ein artgerechtes Leben des Hundes im Rudel Bescheid wissen und sich dementsprechend verhalten.

Unseren Haushunden sind u.a. zwei Wolfseigenschaften erhalten geblieben, die für das Zusammenleben von Hund und Mensch von zentraler Bedeutung sind:

  1. Der Hund ist als Rudeltier auf ein Leben in einer hierarchischen Ordnung programmiert.
  2. Der Hund ist ein hochsoziales Wesen.

Das Leben im Hunderudel verläuft in einer hierarchischen Ordnung, was bedeutet, daß jedes Mitglied eine genau definierte Stellung hat. Es gibt einen Rudelchef, die anderen Rudelmitglieder stehen auf jeweils abgestuften Positionen darunter. Diese Ordnung ist jedoch nicht statisch, sondern einzelne Rudelmitglieder versuchen, sich in der Hierarchie nach oben zu arbeiten, weil die oberen Plätze doch mit den besseren Lebensbedingungen einhergehen. Wer darf z.B. die fettesten Stücke der gemeinsam erlegten Beute fressen? Wer darf decken bzw. gedeckt werden und damit die Chance eigenen Nachwuchs zu bekommen?

Nun darf man sich nicht vorstellen, daß im Wolfs- oder Hunderudel permanent körperlich gekämpft würde - das wäre für die Gemeinsamkeit im Rudel fatal. Vieles läuft vielmehr auf subtilen Wegen ab, ohne Einsatz von körperlicher Gewalt.

Bereits Welpen werden von den Alttieren bewußt Grenzen gesetzt, sie müssen lernen, wo sie in der Hierarchie stehen und daß sie diese zu respektieren haben. Im Laufe des Aufwachsens erlernen Welpen/Junghunde die Kommunikation unter Hunden, sie lernen, wie man einen dominanten Hund erkennt, wie man sich diesem gegenüber verhält, wie man selbst dominieren kann.

Der Rudelchef ist keinesfalls der körperlich Stärkste, sondern er zeichnet sich durch geistige Überlegenheit, ruhige Autorität, erfolgreiches Handeln aus - bis ein jüngerer kommt und den alten ablöst.

Ein Hund braucht ein Leben in einer für ihn klar ersichtlichen Rangordnung. Lebt er mit Menschen zusammen, sind diese sein Rudel und er ist am rangniedrigsten bei allen Familienmitgliedern! Gesteht der Mensch - durch Fehl- oder unkonsequente Erziehung - dem Hund eine über ihm angesiedelte Position zu, darf er sich nicht wundern, wenn sein Hund diese voll ausnutzt - indem er sich z.B. mit seinen Zähnen oder Drohgebärden oder einfach nur eindeutige Weigerung dagegen wehrt, vom gemütlichen Sessel vertrieben zu werden.

Nicht alle Hunde nutzten ihre Position aus - viele fühlen sich als heimliche Rudelchefs, ohne dies ihren Besitzern deutlich zum Ausdruck zu bringen.

Hunde sind als Rudeltiere nicht nur daran gewöhnt, daß sie sich in einer Hierarchie einordnen müssen, in der klare Regeln bestehen, sondern sie brauchen diese auch. Der Mensch muß sich vom ersten Tag an als Rudelchef verhalten!

Viele Hunde, die keine klare Einordnung in das Hund-/Menschrudel bekommen, fühlen sich alles andere als wohl - ihnen fehlt die   Sicherheit, alles in die Hände des verantwortlichen Rudelchefs zu legen.

Natürlich gibt es auch rassespezifische Unterschiede im Ausmaß des Dominanzstrebens, auch innerhalb einer Rasse, selbst eines Wurfes ist es ganz unterschiedlich. Prinzipiell ist aber niemand davor gefeit, daß der eigene Hund sich als Tyrann aufspielt, wenn man ihm keine klaren Grenzen/Erziehung gibt.

Es gibt 3 Gruppen von Hundehaltern, die typische Dominanzprobleme mit ihrem Hund haben können:

  1. Sie glauben, ihren Hund ständig mit Liebesbeweisen überschütten zu müssen. Jeder Wunsch wird ihm von den Lefzen abgelesen, mag er sein Futter nicht, bekommt er ein anderes, besteht er beim Spaziergang darauf, umzukehren, dreht der Besitzer auch um, knurrt er beim Fressen, geht der Besitzer verständnisvoll weg (er möchte halt beim Fressen seine Ruhe haben...) usw. Dem Hund werden keine Grenzen gesetzt. Erziehung wird hier oft gleichgesetzt z.B. mit Entzug von Freiheit, Nichtanerkennen seiner eigenen Bedürfnisse - und das will man ihm natürlich nicht antun.
  2. Sie glauben, ihrem Hund durch das ständige Abverlangen von Unterordnungsübungen, die Anwendung (harter) körperlicher Strafen und dem Halten des Hundes auf Distanz (räumlich wie psychisch) klarzumachen, wer der Chef ist.  Sie halten nichts von Verzärtlichung und Vermenschlichung, hier ist der Hund oft nur "gehalten", meist im Zwinger und/oder in Hunderudeln.
  3. Sie sind sich der Notwendigkeit einer Erziehung durchaus bewußt, will das alles aber nicht so eng sehen. Sie besuchen einen Hundekurs, üben selbst aber wenig, auf die Korrektheit der Übungen kommt es nicht so an. Wenn sich der Hund nicht gleich hinsetzt bei "Sitz", egal, Hauptsache, beim 4. Befehl sitzt er dann doch mal. Zieht er permanent an der Leine, hat er halt eine hochinteressante Spur etc. entdeckt - da kann man nichts machen. Im Alltag muß der Hund durchaus mal Sitz und Platz machen, einigermaßen an der Leine gehen, aber ansonsten werden ihm keine Grenzen gesetzt, er läuft als geliebter Kumpel mit.

Die erste und die letzte Gruppe können Dominanzprobleme bekommen - weil dem Hund keine klaren Grenzen gesetzt werden bzw. dies nur halbherzig geschieht, durch inkonsequentes Verhalten. Diezweite Gruppe kann sich Probleme einhandeln, wenn sie an den falschen Hund geraten. Ein zu ängstlicher Hund wird die Behandlung nicht vertragen und zusammenbrechen, dafür aber keine Dominanzprobleme bereiten. Ein einigermaßen wesensfester Hund wird bei dieser Behandlung ein folgsamer, aber nicht glücklicher Hund werden. Ein wirklich wesensfester und noch dazu dominanter Hund könnte sich jedoch gegen die ungerechtfertigte Härte seines Menschen auflehnen.

Hundebesitzer müssen Autorität ausüben. Antiautoritäre Erziehung hat nichts mit besonderer Liebe zu tun, sondern sie ist wider der Natur des Hundes!

Mit Autorität ist keineswegs körperliche Härte gegen den Hund. Damit erzielt man u.U. nur Angst. Autorität ist Setzen von klaren Regeln und Grenzen, Vermittlung von Ruhe und Überlegenheit in jeder Lebenssituation. Wichtig ist auch ein vorausschauendes Denken, die Zeichen des Hundes so schnell zu erkennen, daß Sie ihm einen Schritt voraus sind. Der Hund erlebt so einen allwissenden Rudelchef, den man nicht austricksen kann. Wie benimmt sich ein Rudelchef?

Als Mensch kann man viele dieser Verhaltensmuster in seinem Verhalten gegenüber dem Hund problemlos übernehmen und so dem Hund in dessen eigener Sprache zeigen, daß dieser unter dem Zweibeiner steht.

Regeln für das tägliche Miteinander:

 

Wie man einen eigenen Platz für seinen Hund sehr gut zur Erziehung nutzen kann, kann man hier nachlesen: Der eigene Platz

 

Dominante Hunde

brauchen eine starke Hand. Denn sie versuchen immer wieder irgendwo eine Hintertür zu finden, wo sie doch noch an ihr Ziel kommen. Ich selbst habe so einen Hund bei mir zuhause.

Das dominante Verhalten zeigen die Hunde auf verschiedene Weise. Wenn der Hund sich mit den pfoten an sie klammert, und dabei sein Geschlechtsteil zeigt, hat das nichts mit dem Sexualtrieb zu tun. Mit diesem Verhalten will er ihnen seine Stärke zeigen. Nicht ratsam dabei ist, ihm ein Kissen als "Ersatzbefriedigung" zu geben. Damit wird das ganze nur gesteigert. In dieser Situation hilft nur ein "pfui". Lässt der Hund dennoch nicht ab, hilft es oft wenn man ihn beim Nacken packt und ihn kräftig durchschüttelt. Konsequenz ist das Zauberwort.

Er wird es wahrscheinlich ein zweites oder drittes mal versuchen, aber ziemlich schnell merken, das dieses Nackenschütteln sehr erniedrigend ist.

Dazu sollten solche Hunde noch mehr beschäftigt werden, als ein nicht so dominanter Hund.

Ich rate jedem Hundebesitzer auf jedenfall, mit seinem Vierbeiner in eine Hundeschule zu gehn. Denn nur wenn wir das Verhalten unserer Hunde verstehen, kehrt auch die Harmonie zwischen Hund und Mensch ein.

Evi Huter

evi_huter@hotmail.com

 

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